Tamási, Ervin: Zwei in Eins
Der Versuch ist gelungen, auf den 90.000 km2 exsistieren heute zwei Ungarn. So ist die Frage anstatt „Ist es so gut?” „Ist den zwei Ungarn eine Regierung genug?” Für die Oppositin sichtbar nicht, da bisher alle Aktionen, Initiativen, Demonstrationen für so allgemeine Ziele kämpften, die bewisen sollten – die demokratische Spielregel sind für die nationale Seite veraltet, der Ministerpräsident der an den Wahlen gesiegter Parteien kann seit dem Systemwechsel erstmals nicht ohne heftige Proteste sagen, er ist Regierungschef von zehnmillionen Leuten.
Nachdenken kann man darüber, warum es dazu kam, ebenso, wie darüber,ob es so gut ist – eines ist sicher, die Verschüttung der Gräber hängt nicht von der Menge der Schaufeln ab. In Viktor Orbán sind viele enttäuscht, weil sie früher allein ihn fähig dazu hielten, ein modernes Ungarn schaffen zu können, was ehemalige Gegensätze überholt, alte Scheidungslinien ausschaltet, mit verkalkten Ideologien abrechnet. Kann sein, dass es eine Illusion war, und auch Orbán hat die Unmöglichkeit dieses Unternehmen entdeckt, da gerade der Gegenteil ist passiert.
Klar: jetzt scheint es so, als ob keiner der Lager daran interessiert sei, in die angebrannte Erde Ölbaumruten zu pflanzen, hoffend, dass einigen wachsen werden. Die neue Regierung, während verbal beim „ein Ungarn” bleiben, kalkuliert scheinbar damit, dass es noch lange zwei Ungarn geben wird. Sie erkannte auch, dass der Prozess, dass ihr Gegner immer mehr zu den Radikalen gelingt, die aus alles immer gleich zwei brauchen, ihre Positionen verstärkt. Noch dazu bringt diese politische Klima ein Vorteil für die Sozialisten: auch die können ihre Radikalen frei lassen; Medgyessy lasst die „sprödere” Politik auf sie, und er – seine Rolle findend – regiert, koordiniert, verhandelt mit stoischer Ruhe, vor der Öffentlichkeit mit noch einer kleinen Ungeschicklichkeit, aber mit immer zunehmendem Selbstvertrauen. Seine Legitimität wächst fortlaufend, während es seine Gegner beeinträchtigen wollen. Viktor Orbán verliert gerade die Rolle, was er immer wünschte – die des über den Parteien stehenden Staatsmann. Einmal soll er darauf kommen, dass die von ihm geträumte Organisation ist ungewollt eine Masse, was auf Aktionen hungrig ist, und wie die Bewegungen allgemein, stehen nicht auf die Motto „Ruhe, Jungs, nur genau, schön”. Aus diesem Sichtpunkt kann nur die Flagge ein sein, nicht das Land. Die Aussage von István Csurka (ihr Geist wird in die größte Partei der Rechten fließen) scheint in dem Sinne, dass immer mehr MIÉP-Gefühle die Veranstaltungen der Bürgerkreise bezeichnen, wahr zu sein. Ist ja nicht wahr, dass die Truppen von Csurka den politischen Feld der FIDESZ besetzen – aber damit, dass sie auf wirklichen Plätzen mit denen vermischen, wird in der Partei nicht die Uniongefülh herrschen, sonderne eine mit Arroganz mischende Unsicherheit, bei einigen Selbstverwaltungsabgeordneten sogar mehr: Zerfallenheit, was durch innere Machtkämpfe verstärkt wird, und – was bisher auch nicht charakteristisch war – offenbar macht.
Früher sahen nicht einmal die Sozialisten Chance auf den Sieg, auch deshald werbten sie den Motto der „keine Revanche”. Aber seien wir nicht arg gesinnt, und nehmen wir an, sie hätten es grob ernst gedacht. Aber es hat einen Grund, warum die uferlosige Friedenlust verschwunden ist, auch bei den notaren Konfliktverweigerer (Siehe die histerische Stimmung zwischen den zwei Runden und die Periode nach den Wahlen). Heute darf men nicht verhandeln. In diesem – nach keinen Wahlen gegeben - Medium kann ein Pakt nur Nachteile bringen: hätte Unsicherheit, Schwäche bedeuten, und hätte nicht erwidert werden.
Was aber noch wichtiger ist, die Sozialisten sind darauf gekommen, dass ihr Ziel das Gewinnen der von der Politik (und von Fanatismus) nicht begeisterte Massenist, was sie mehr-weniger durch die Erfüllung der Wahlversprechen erreichen, besonders, wenn sie eine Zeitlang noch auch mit den nötigen wirtschaftlichen Schritten vorsichtig sind – damit die graue Vision der Opposition über Bokros Wirklichkeit wird. Im Zunehmen der Popularität spielt sicherlich eine Rolle, dass konkrete Fälle die Kommunikationsgaukeleie, gewisse private Schatzkämmer entlarven. Auf die Tag für Tag erscheinende Anklagen gegebene Antworte sind schwach, die einzige, Trumpf scheinende Karte war die Dokument, was die Geheimagentvergangenheit des Ministerpräsidenten beweiste. Die Koaliton aber nahm – vom FIDESZ den staatsrechtlichen Slalom lernend – die Handschuh, besser gesagt, T-Shirt auf, also aus dem D-209-Shirt wird sicherlich keine Oppositionskleidung.
Die Bewegung der Bürgerkreise ist im Zeichen der Kraft und Einheit geboren, bisher aber sieht man eine amorfe Figur, wo die Hauptrolle die Improvisation trägt. Die Wermer-dramaturgie fehlt, anstatt dies die gefühlvolle und theatrale Ideendömping von Kerényi, was lieber gehetzt als bearbeitete politische Strategie rückspiegelnd ist. Die Frage, was passiert, wenn die viele Bürgerkreise sich schließen, und keiner zu den kommunalen Wahlen „noch einen” bringen kann? Viele hoffen dadurch eine politische Korrektion, öffentliches Ruhemittel, aber Orbán mag nur eine Erfahrung vom Mißerfolg ziehen: er war nicht genug hart. Die jetzt gebildete Lager, was gerade zum Kampf geboren ist, findet die Kampfgier des Führers schon jetzt zu wenig.
Von dies alles abgesehen – wenn an den Wahlen vom Herbst die Rechten verloren würden – kann Orbán in eine politische Falle geraten: er hat eine Armee mit Kampfgier, inzwischen aber verliert er seine Wähler. Dann kann vorkommen, dass er wieder ins Parlament geht, zu seiner „Führerheit über den Parteien” kommt eine Parteifunktion, was die Chance des Dialogs unter den miteinander kaum Sprechenden gibt. Wenn es nicht passiert, kann die Periode vor dem EU-Beitritt zu einer Mienenweide werden, und die Volksabstimmung zur einfachen Parteienkampf, was dem Land riesige Schaden anrichten kann.
Auch für die Medgyessy-Regierung sind die Wahlen im Herbst dieerste Probe. Bis dem sind die zwei Profile ihrer Politik: Glaubwürdigkeit und Ausgeglichenheit einerseits, harte Riposte andererseits. Ob ihre Mittel den der FIDESZ ähneln? Ob die Elemente ihrer Kommunikation – vom Durchgesickern bis „bestellten” Interpellationen – bekannt sind? Ob die regierungnähliche Unternehmen, Preisträger, Begünstigten Platz tauschen? Die Frage, warum die politische Erbeutungen – die gerechte Rechnungsabnahmen ausgenommen – witergehen sollen, interessiert nur noch wenige Publizisten. Vielleicht ist das Benehmen zisellierter, rückhaltener, aber den Reflexes geht es gut.
Der arme József Antall sollte 40 Jahre lang „untertauchen”. Die Untertauchzeit sank mit dem Systemwechsel auf 4 Jahren. Es gibt doch Redefreiheit, nur noch Luft braucht man dazu – beim Untertauchen die am meisten. Der Sieger nimmt die Kasse, der Verlierer soll verschwinden, kommt der Verdikt, und während der Blüteziet denkt keiner an schlechteren Jahren. Solange es so läuft, sind die politische Elite und die damit verbundenen Lager an zwei Ungarn interessiert.
Doch auch mit dem einzigen haben wir genug Probleme.
Népszabadság, 2002.09.10