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Glockenklang

Eötvös, Pál
 
Nach der Veranstaltung in Augustus kann (soll) man die verstärkung der Rechten prognostisieren. Wenn wir nicht dies sagen hätten, sondern im Gegenteil, sollten wir sagen, wohin noch die sogenannte Rechten untergehen. Darauf haben wir aber noch keine Antwort.  
 
Viktor Orbán Abgeordnete konnte diesmal nicht einmal seine gewöhntee Leistung, die verbale Attraktion bringen. Obwohl dies egal ist. Da auch wenn er es bringen hätte, die Leistung ist unurteilbar: dies ist nicht mehr die aussprechbare, samanistisch behandelbare Situation. Besonders, weil man eben mit dem Schaman Probleme hat. Vergebens gab es bekennende Meinungen, dass FIDESZ (Allianz der Jungen Demokraten) – Kurs hin, FIDESZ-Kurs her, Viktor Orbán ist doch ein begabter Politiker. Nein, ist nicht. Nicht einmal kein Staatsmann, sondern auch für ein Machttechniker ist er nicht, was man früher dachte.  
 
Die Formel ist einfach. Wer heute als beruflicher Führer der sogenannten Rechten die Politik selbst auf die Straßen ruft, soll wissen: die Straße gehört ab ovo den Radikalern. Dies ist das Gelände der Übereifrigen, der Unregelbaren, der Gaukelspieler, der Selbstverwirklicher. So kam es dazu, dass die Massen die Punkte der seinen Hauch verlorener Viktor Orbán trotz aller ihrer zum Fuß steckender Loyalität den Lovas, Kerényi, Bayer gab. Nicht, weil sie es so wollten. Sondern, weil da es so passieren sollte.  
 
Nein, die Bürgerkreis-Rede sollte man nicht halten. Die bunte, vielfältige rechte Seite, was sie zusammenhalten sollten, haben sie völlig zerstreut. Oder zusammengerührt. (Bonmot von der Internet: Die rechte Seite ist heute, wie die böse Hexe mit Eisennase (ungarische Märchengestalt) im Magnetgewitter. Die konservative, konservativ-liberale, bürgerliche, kleinbürgerliche, radikale, FIDESZ-MIÉP, MDF-FIDESZ, Antaller MDF, aufstrebende, herabgekommene, Trianon-, EU-, klerikale, nicht-klerikale usw., usw. Massen hätten anstatt Dreschfegel einen Grabenbinder benötigt. Und jetzt: Während die Versammlung auf dem Szabadság Platz im Bild und Stimmung MIÉP-artig ist, der Hauptredner Viktor Orbán selbst (László Kéri – Politologe – hat recht) erinnert an den aufstrebenden Csurka von 1992-93 nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Gefühlsladung, also währenddessen – Laut der Vasárnapi Újság (Radiosendung) – auf der zuerst Provokationsfreien Veranstaltung passierte jedoch ein Attrozität, als der Hauptredner auf die Bühne trat: Die Glocken der Kirche von Lóránt Hegedüs (der jüngere? Der ältere? Beide?) ertönten. Und obwohl man zuerst – wiederum Laut Vasárnapi Újság - denken konnte, es wäre nur ein ungewollter und unangenehmer Intermezzo, aber nicht. Die Glocken tönten, tönten, provozierten. Inzwischen sprach Viktor Orbán über „Ein Lager, eine Flagge”.  
 
Heute zu den Rechten gehören, ist eine Schicksalsprüfung. Desonders, wenn man nicht zur auf dem Szabadság Platz ausgescheidene Materie gehört, sondern zur konservative Masse der weggebliebenen bitterlichen Molke.  
 
Weinen wir Krokodilstränelieber nicht!  
 
Aber im Gegensatz zu Viktor Orbán: Ohne Opposition kann man nicht regieren. Besser gesagt, kann man, aber das ist was anders. Ungarn ist ein, auch wenn nicht durch Graben, sondern nur durch Traditionen, kulturell, affektiv, ihr Zukunftsbild geshen (mindestens) halbiertes Land, wo ein auf sachliche Kritik, auf wirkliche Alternative fähige – sagen wir – konservative Oppositin benötigt ist. Dies ist die Interesse nicht nur der „Bürger” sondern auch der „Bevölkerung”. Sogar auch der „sozliben” Macht, auch wenn sie es nicht so meinen, da in der Politik – auch wenn darüber zu sprechen zu früh ist – die Gefahr des langen Leben die Einsamkeit, die Kontrolllosigkeit, die die Macht von tausend Seiten gefährdende Unverschämtheit ist.  
 
Népszabadság, 2002.09.02.  
 
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Letzte Änderung am 10.11.2002
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